Ko Samui

Am späten Nachmittag erreichten wir nach angenehmer Fahrt Ko Samui – das beliebteste Urlaubsziel Thailands. Diese Insel ist mit 247 km² Fläche nach Phuket und Ko Chang die drittgrößte Insel und liegt im Golf von Thailand. Ko Samui ist schon längst kein Geheimtipp mehr, sondern hat sich zu einem bekannten internationalen Ferienzentrum entwickelt und besitzt sogar einen eigenen Flughafen. Besonders an den Hauptstränden Chaweng und Lamai ist der Massentourismus eingezogen. Außerhalb dieser Strände konnte sich die Insel seinen Charme bewahren. Die Insel lebt nicht nur vom Tourismus, sondern auch immer noch vom Anbau und Fischen. Jedes Jahr werden Millionen Kokosnüsse nach Bangkok verschifft.

Vom Big Buddha Pier im Norden der Insel ging es mit dem Minivan-Taxi zum Mae Nam Beach. Da die Westküste bekanntlich sehr touristisch und überlaufen ist, wollten wir es zunächst an der Nordküste etwas ruhiger angehen lassen. Dort checkten wir im Palm Point Village ein.

Mae Nam Beach
Leider war zur Zeit unserer Ankunft nur ein Bungalow für 500 Baht mit zwei Betten frei, der auch nicht allzu schön war, dafür aber recht sauber und nur ein paar Schritte vom Strand entfernt. Der Strandsand war erstaunlich grobkörnig und ging ziemlich steil hinein, so dass man schnell Schwimmtiefe erreichte. Daran waren wir bisher ja eher noch nicht gewöhnt. Zum Glück war der Strand wie erhofft nicht sehr voll und herrlich die ganze Bucht entlang mit großen Kokospalmen gesäumt.

Sehr schnell erkannten wir auch, dass auch der Mae Nam Beach gern von Deutschen besucht wird. Bei der ersten deutschsprachigen Stimme sagten wir noch: „Oh, wow, da sind ja Deutsche“. Beim vierten Mal waren wir schon nicht mehr so begeistert. Die vielen deutschen Läden oder Geschäfte, die mit deutschen Sätzen warben, waren etwas ungewohnt. Und anstatt uns zu freuen, so von Landsleuten umgeben zu sein, waren wir nur ziemlich genervt. Bisher haben wir unsere Anonymität genossen, doch von nun an mussten wir aufpassen was wir sagen, weil uns ja jetzt die Leute in unserer Umgebung verstehen konnten! Es war schon etwas nervig, mal mehr, mal weniger. Wir haben uns daran gewöhnt.

Beim Palm Point Village haben wir uns sehr wohl gefühlt. Die erholsame Atmosphäre in diesem familiär geführten Resort war sehr angenehm, das Personal sehr freundlich und hilfsbereit. Das Essen war immer sehr gut und günstig und schnell kam es dazu, dass wir 3 Mal am Tag gegessen haben. Lukas stand total auf sein Porridge (Haferbrei) with Banana, ich schwärmte für das Spanish Omelette und beim Banana Pancake konnten wir beide nicht widerstehen 🙂

Nach zwei oder drei Tagen wurde ein Bungalow mit Doppelbett frei. Das war vielleicht ein herrlicher Bungalow! Bis dato unser schönster, und das auch für nur 500 Baht.

Zeit für Entspannung
Also verbrachten wir die Tage so, wie wir sie am liebsten verbringen: mit gutem Essen, ein gutes Buch lesen (die Unterkunft hatte übrigens Bücher, auch einige deutsche, die man sich ausleihen konnte, das war fast schon eine kleine Bibliothek!), schwimmen, am Strand relaxen, spazieren gehen und im kleinen Dorf Ban Mae Nam einkaufen.

Wir wollten uns nicht so recht trennen und haben öfter um einen Tag verlängert und noch einen, aber irgendwann mussten wir ja auch mal weiterziehen. Also packten wir nach 10 Tagen Aufenthalt am Mae Nam Beach unsere Taschen und verabschiedeten uns beim Personal mit dem Versprechen, nächstes Jahr wieder zu kommen. Wir waren gerade ein paar Schritte gegangen, als wir uns schon vornahmen, auf dem Rückweg nach Bangkok noch einmal vorbeizuschauen 🙂

Chaweng
Mit dem Taxi fuhren wir nach Chaweng, einer der beiden Hauptstrände der Insel, neben Lamai. Wir hatten noch keine Unterkunft, sondern wollten dort den Strand nach einem Zimmer abklappern. Der Taxifahrer fragte uns, wie viel wir ausgeben wollten und setzte uns vor dem Coconut Grove Hotel ab, wo es Zimmer für 500-900 Baht ab. Wir zunächst etwas skeptisch, schauten uns das günstigste Zimmer an und nahmen es sofort. Es war das erste Mal, dass wir einen Raum mit Kühlschrank, Klimaanlage und mit warmer Dusche hatten.

Leider ging das Zimmer zur Hauptstraße von Chaweng raus, so dass es besonders nachts sehr laut war wegen dem Verkehrslärm und der Diskothek in der Nähe. Also baten wir am nächsten Tag um ein anderes Zimmer. Nur war dies auch nicht ruhiger, sondern war im Gegenteil von einem stetigen tiefen Brummen erfüllt. Lukas dachte erst, draußen steht ein Lkw mit laufendem Motor, aber ich befürchtete schon, dass das Geräusch Tag und Nacht da sein würde. Tatsächlich sahen wir auch die Ursache des Brummens, als wir einmal um das Haus herumgingen: Neben und unter unserem Fenster befanden sich viele Klimaanlagen. Am Nachmittag wechselten wir ein letztes Mal und bekamen diesmal auch wirklich das gewünschte, einigermaßen ruhige Zimmer.

Obwohl wir uns im Zentrum und nicht direkt am Strand befanden, war es nur ein kleiner Fußmarsch zum Strand.

Der Strand
Der Chaweng Beach könnte wie eine Seite aus dem Bilderbuch wirken. Feiner, weißer Strand, viele Kokospalmen und klares blaues Wasser. Könnte. Leider wird das Bild gestört durch die vielen vielen Touristen. Am Strand reihen sich die internationalen Hotels und Resorts dicht an dicht. Manche davon sind die teuersten auf Ko Samui. Das Preisniveau ist allgemein höher als anderswo. Auf die zahlreichen Besucher warten eine Menge Strandrestaurants und Wassersportaktivitäten. Wohin wir auch blickten, überall wuselten die Touristen herum, am Strand und im Wasser. Eine Reihe Strandliegen neben der anderen. Ständig hörte man die vielen Jetskis, oftmals waren 10 gleichzeitig auf dem Wasser. Es stank ziemlich nach den Abgasen. Man sah auch viele Strandverkäufer. Manchmal 6 oder 8 gleichzeitig, die mehr oder weniger aufdringlich ihre Dienste und Waren anboten (Tattoos, Eis, Schmuck, Kleidung, Souvenirs, Essen, …). Möchte man nicht angesprochen werden, sollte man tunlichst jeden Augenkontakt meiden und am besten in die andere Richtung schauen (wo garantiert schon der nächste Verkäufer anmarschiert).

Wir waren so sehr an ruhige Strände gewöhnt, dass wir uns zunächst zwischen den ganzen anderen Menschen nicht so richtig wohl fühlten. Die viel gerühmte „Weltklasse“ besaß dieser Strand für uns dadurch nicht.

Chaweng Zentrum
Auch entlang der Hauptstraße, dort wo wir wohnten, findet man alles, was das Touristenherz begehrt. Viele Lokale, mehrere Diskos, Bars und Pubs. Es gibt Supermärkte, Klamotten- und Souvenirläden, Antiquitätenhändler, Optiker, Schneider, Apotheken und Goldläden. Selbst auf Mc Donald’s und Burger King muss man nicht verzichten. Besonders abends schieben sich hier die Massen durch die Straßen und über die Gehsteige.

Paul`s fashion
Bei einem unserer Spaziergänge durch den Ort trafen wir auf einen Verkäufer der zahlreichen Schneidergeschäfte, die meistens draußen stehen und versuchen, die vorbeigehenden Menschen in ihr Geschäft zu locken. Bisher sind wir ihrem „Hello, how are you? Where are you from? You want a suit?“ erfolgreich aus dem Weg gegangen. Doch als jemand an diesem Tag Lukas mit einem „Guten Tag“ ansprach, hatte er es zunächst gar nicht verstanden, weil man ja nicht damit rechnet, auf Deutsch angesprochen zu werden. Wir fanden es total witzig, dass dieser junge Mann ein paar Brocken deutsch konnte und schwups, hatte er uns. Ehe wir uns versahen, standen wir in seinem Laden. Erst wollte er einen Anzug für Lukas schneidern, dann auch etwas für mich. Vielleicht ein Kleid oder auch eine Bluse? Wenn uns der Verkäufer nur nicht so sympathisch gewesen wäre, hätten wir wahrscheinlich doch noch Reißaus genommen. Lukas lenkte die Aufmerksamkeit geschickt auf mich (jaja, schön abgelenkt 😉 ) Eigentlich kam es gar nicht für mich infrage, mir Kleider schneidern zu lassen. Damit hatte ich bisher immer „teuer“ verbunden. Nicht aber in Thailand. Ich fühlte mich zwar ziemlich überrumpelt, aber der Gedanke, dass ich eigentlich kein „feines“ Kleid hatte und ich mich sowieso für eine Hochzeit (auf die wir Anfang Oktober eingeladen sind)  nach einem umsehen wollte, brachte mich dazu, zuzustimmen. Der Verkäufer konnte auch ziemlich überzeugend reden 😉 Bald hatte ich mir zwei Kleider ausgesucht (2 kamen günstiger als eines) für umgerechnet knapp 130 Euro. Lukas war nun aus dem Schneider (Wortwitz, haha).

So kam es, dass wir doch noch ein wenig länger in Chaweng blieben, als ursprünglich beabsichtigt. An den zwei folgenden Abenden gingen wir zur Anprobe. Erstaunlich schnell nahmen die Kleider nach meinen Vorstellungen und meiner Körpermaße Gestalt an. Hat schon was, sich etwas ganz persönlich schneidern zu lassen, was einem dann wie angegossen passt. 🙂 Und so war es am dritten Tag dann auch, als wir die Kleider abholen konnten. Die versprochene 100%ige Kundenzufriedenheit hat sich bei mir erfüllt. Ich war total glücklich.

Wie war es?
Wer für komfortable Unterkünfte, abwechslungsreiche Sportangebote und abendliche Unterhaltung gern etwas mehr bezahlt (das Essen und die Unterkünfte sind hier deutlich teurer!) und den Trubel nicht scheut, ist in Chaweng genau richtig.

Ruhesuchende halten es hier wohl eher nicht so lange aus. So buchten wir auch, sobald die Kleider fertig waren, die Fahrt nach Phuket über Suratthani. Wir waren froh, als wir aus Chaweng raus fuhren und hofften wieder auf ruhigere Zeiten und weniger überfüllte Strände.

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