Chumphon
Fahrt nach Chumphon
Als wir genug Zeit in Bangkok verbracht haben (die Stadt kann mit der Zeit anstrengend werden), haben wir beschlossen, uns auf den Weg in Richtung Süden zu machen.
Also am Morgen des vierten Tages ausgecheckt und ab mit dem Taxi zum Hauptbahnhof.
Der war etwas kleiner als (für Bangkok-Verhältnisse) erwartet, wenn man mal an den Riesen-Airport denkt, aber mindestens genauso voll. Zum Glück sprach uns gleich bei unserer Ankunft eine sehr nette Servicedame an. Die zeigte uns dann auch gleich, wo wir uns anzustellen hatten, um eine Karte für den Nachtzug nach Chumphon zu kaufen. Dies sollte nämlich unser erster Halt sein. Bei der Ticketbeschafffung gab es einige Komplikationen (Verständigungsprobleme, wann und womit fahren, welche Klasse, …), aber nach einer halben Stunde Hin und Her hatten wir die Fahrkarten.
Über zwei Stunden Wartezeit, einige Fotos und zwei Shakes später ging es gegen 15 Uhr endlich los. Als wir in unseren Zug stiegen, waren wir erstmal gut verwirrt. Sind wir hier wirklich richtig? Draußen steht doch 2. Klasse dran?! Wo sind dann aber die Liegen, dies sollte doch ein Schlafabteil sein! Mmh, naja, erstmal hinsetzen…
Dann ging die Fahrt los. Äähh… Fahren wir wirklich schon? Haben wir uns gefragt. Der Zug (der übrigens eine Diesellock war und ganz schön übel stank) tuckerte nämlich ungefähr mit 10 km/h aus dem Bahnhof und wurde auch während den nächsten drei Stationen nicht schneller als höchstens 20 km/h. Na toll, wenn das jetzt so weitergeht, wann kommen wir dann an? Laut Fahrplan sollten wir Chumphon gegen 23.20 Uhr erreichen.
Irgendwann fuhr der Zug dann doch immer schneller und ich konnte fleißig Fotos knipsen. Schon ab Bangkok und zunehmender, je weiter wir durch die ländlichen Gebiete fuhren, sahen wir zum ersten Mal die wirklich ärmliche Seite des Landes. Und wie sehr in Thailand doch der Unterschied zwischen arm (sehr arm!) und reich herrscht. Die ärmsten Menschen in Bangkok waren immer noch wohlhabender als die Menschen auf dem Land. Was man da manchmal zu sehen bekam, war für uns, die aus einem so wohlhabenden Industriestaat wie Deutschland kommen, manchmal fast schon erschreckend. Solche Bilder kannten wir sonst nur aus den Medien. Trotzdem, oder gerade deshalb, war das alles sehr faszinierend und regte durchaus zum Nachdenken an.
Die lange Fahrt in den Süden (die Southline fährt einmal von Bangkok bis hinunter nach Butterworth in Malaysia) nutzen viele Bauchverkäufer, um ihre Waren anzupreisen. Manche steigen schon in Bangkok ein, viele auch unterwegs an verschiedenen Stationen. Wir waren ganz baff erstaunt – alle Fahrgäste saßen und kaum rollte der Zug an, erschallte plötzlich von allen Seiten ein durchdringendes „Mekkaaaaa, Mekkaaa, Meeeeekkaaaaaaa…“ Unsere Theorie sagt ja, dass das wohl soviel wie lecker heißen soll. Und es liefen plötzlich so viele Leute durch die Waggons, dass sie sich selbst im Weg standen. Wir hatten den Eindruck, dass auf fünf Fahrgäste ein Verkäufer kam. Man konnte nicht alles identifizieren, was sie da so angeboten haben, vieles war sicher selbst gemacht und einheimische Spezialitäten. Einige liefen mehrmals an uns vorbei und irgendwann konnten wir bei der frisch geschälten Mango nicht mehr widerstehen. Hat anders, irgendwie wie Trockenobst, aber trotzdem gut und sehr speziell geschmeckt.
Man konnte sich in der Bahn auch Essen bestellen. Wir haben uns dann für Chicken süß sauer entschieden, auch wenn der Bahnangestellte eifrig lächelnd immer wieder stolz auf „American fried rice“ zeigte. Übrigens waren wir die einzigen Touristen im Zug und NIEMAND hat englisch gesprochen.
Gegen 20 Uhr war es dann soweit. Die ersten Fahrgäste ließen sich die Betten machen. Dazu kam ein Mann mit einem mächtigen Kugelbauch, klappe von oben eine Liege herunter, machte aus den beiden unteren Sitzplätzen eine Fläche und bezog die so entstandenen Liegeflächen mit frischem Bettbezug. So wurde es ganz schnell sehr gemütlich. Bald waren alle Betten gemacht, alle in ihren Kojen und die dunkelblauen Vorhänge zugezogen. Ich erklärte mich bereit, unsere Taschen im Auge zu behalten (Nachtzüge und vor allem (!) Nachbusse sind manchmal nicht ganz koscher, was Diebstahl angeht) und so schlummerte Lukas sehr schnell in seiner unteren Koje.
Ich kuschelte mich in die Decke, habe im Thailand-Buch gelesen und es war echt so gemütlich, dass ich auch dann und wann eingenickt bin. Es war auch totenstill im ganzen Zug, niemand lief herum, man hörte und spürte nur das Rattern des Zuges. Die Stunden vergingen und irgendwann begann ich rauszuluschern, wo wir denn jetzt sind und einmal war es so, dass wir an einer Station hielten, aber es war laut Fahrplan eine halbe Stunde zu früh! Und da dachte ich mir, nicht dass wir unsere Station verpassen, die Halte wurden nämlich auch nicht angesagt. Als ich einmal mal wieder durch einen Vorhangschlitz in des Nachbars Koje nach draußen schielte, um die Station zu erkennen, kam endlich jemand vorbei, der mir winkte und in sehr schlechtem Englisch erklärte, dass es noch etwa zwei Stunden dauert und uns jemand vor Chumphon wecken würde.
So konnte ich mich dann auch erleichtert wieder hinlegen.
Eine halbe Stunde bevor wir ankommen sollten, wachte ich auf und weckte Lukas. Dann lagen wir noch eine Weile, haben uns dann fertig gemacht, gingen noch einmal auf die Bahntoilette (sehr lustig) und merkten irgendwann plötzlich, dass wir schon seit einer ganzen Weile standen, gar nicht mehr fuhren. Es kam auch noch niemand, um uns zu wecken, aber unser (Zeit-)Gefühl sagte uns, wir müssten kurz vor Chumphon sein. Als es endlich weiter ging, fuhren wir doch noch über eine Stunde oder so. Der Zug hielt noch recht oft, aber an ganz kleinen Bahnhöfen und wir hatten immer Mühe, die Station zu erkennen. Mittlerweile sind wir nämlich zu der Überzeugung gekommen, dass man uns vergessen hat und wir versuchen müssen, noch ganz schnell herauszuspringen, wenn wir in Chumphon halten.
Als der Zug mal wieder langsamer wurde, ging auf einmal die Tür auf und ein sehr verschlafener Kugelbauch-Bettenmacher winkte uns zu. Ganz schnell die Rucksäcke übergeworfen und raus! Mit über zwei Stunden Verspätung waren wir endlich in Chumphon.
Chumphon
Als wir aus dem Nachtzug stiegen, war es bereits gegen 01.15 Uhr, doch der Bahnsteig war erstaunlich belebt von Einheimischen, die herumsaßen und standen, was wohl daran lag, dass es Samstag Abend war. Wir wussten überhaupt nicht, wo der Ausgang war, so gingen wir einfach eine Seite des Zuges entlang, ohne zu wissen, wohin es uns führte. Egal, dachte ich, wird ja irgendwann ein Straßenschild kommen. Zunächst sah unsere Umgebung aber ziemlich ruhig und einsam aus. Als wir da so einen schmalen Sandweg entlang gingen, zweigte rechts ein weiterer ab. Uns überkamen Zweifel. Wo zum Teufel sind wir hier? Sollten wir dort lang gehen? Mal gucken, wie die „Straße“ heißt. Wir gehen näher auf das Schild zu (es war ganz schön dunkel) und da traf uns erst einmal der Schreck:
Das Straßenschild war auf thailändisch!
Na toll, mitten in der Walachei, keine Ahnung, woher und wohin. Da mussten wir wohl die Zähne zusammenbeißen und gucken, wohin uns der Weg führte. Hoffentlich nicht in irgendeinen zwielichten Hinterhof. Die herumstreunenden Hunde, die uns argwöhnisch bis gelangweilt beobachteten, ignorierte ich krampfhaft. Und so gelangten wir nach einer Weile tatsächlich an eine größere Straße. Unser Gefühl hatte uns in die Innenstadt geleitet.
Chumphon ist Provinzhauptstadt an der Ostküste Mittelthailands und wird als „Tor zum Süden“ bezeichnet. Es handelt sich hier um eine Kleinstadt, in der sehr wenige Menschen Englisch sprechen und die keinen Massentourismus kennt. Tatsächlich haben wir lange Zeit keinen einzigen anderen Touristen gesehen!
Im Stadtkern waren die Schilder zum Glück neben thai- auch englischsprachig. Wir wanderten so an einer Hauptstraße entlang, als wir an einer Police Station gefragt wurden, wo wir hin wollen. Uns wurde von einem netten Polizisten der Weg gezeigt (wir waren richtig) und natürlich durfte auch die Frage „Where are you from?“ nicht fehlen.
Dann kamen wir in der richtigen Straße an, wo sich das erste Guesthouse befand, welches wir uns in unserem Stefan-Loose-Reiseführer ausgeguckt haben. Zum Glück war der Besitzer vom Fame Tour Guesthouse noch wach und (es war mittlerweile immerhin halb zwei Uhr nachts) und ließ uns herein. Nachdem wir unser Zimmer begutachtet hatten, waren wir total begeistert.
Dass es so schnell mit der Unterkunft geklappt hatte, dass das Zimmer sehr schlicht, aber super sauber war und wir es für sensationelle 150 Bath pro Nacht bekamen (nicht ganz 3 Euro für beide zusammen!). Das Zimmer hatte einen Balkon, einen großen Decken-Fan, der total ausreichte und das Bad befand sich auf dem Flur. Beim ersten Duschen habe ich erstmal einen Schock bekommen, weil in dem engen Badezimmer auf einmal ganz schnell ein großer Gecko vorbeihuschte. Aber genauso schnell war er auch wieder weg.
Der Besitzer ist total lieb und bietet Visa-Run über die Grenze nach Burma und viele Touren in die Umgebung an.
Am Sonntag schliefen wir aus und machten dann eine kleine Erkundungstour. Da bot es sich an, endlich eine Telefonkarte zu besorgen, mit der wir das Handy an den Laptop anschließen und im Internet surfen können. Wir kamen auch an einem Handyladen vorbei, der ganz kompetent aussah und wir dachten, lassen wir uns doch mal beraten.
Beraten! Ha! Ziemlich schnell merkten wir, dass die jungen Damen im Handyshop kaum englisch sprechen! Nach ein paar Wiederholungen, was wir wollten und ohne dass sie uns verstanden, hatte eines der Mädels die tolle Idee, einen Zettel und Stift zu bringen, auf dem wir dann die nächsten 20 Minuten Konversation betrieben. Das war so lustig! Ich staunte mal wieder über meine Englischkenntnisse. Zum Glück konnten sie einfache geschriebene Sätze verstehen, so dass wir uns langsam dem näherten, was wir wollten. Zum Schluss haben sie uns dann eine Simkarte verkauft, sie uns eingerichtet, uns gezeigt, wie wir das Guthaben abfragen und wo wir anrufen müssen, um uns eine Internet-Flatrate zu besorgen. Auch hatten wir jetzt eine Handykarte, um uns mit Freunden zu verabreden und im Notfall telefonieren zu können.
Am Ende hatten wir drei Blätter voll geschrieben, unsere Namen ausgetauscht und verließen erheitert und zufrieden den Handyshop. Das hat mal wieder gezeigt, dass man sich trotz Sprachbarrieren gut verständigen kann. Irgendwie findet man immer eine Möglichkeit, sich auszudrücken.
Weiter ging es ins große Kaufhaus der Stadt. Wir haben uns umgeguckt und wurden angeguckt. Chumphon scheint echt kaum Touristen zu kennen. Manche schauten an uns vorbei, als wenn Farangs eine ganz alltägliche Erscheinung wären, manche starrten uns ganz unverhohlen wie exotische Tiere an und dazu gehörten auch besonders alle Kinder, die sich mit großen Augen nach uns umdrehten.
Unten im Kaufhaus war doch tatsächlich ein KFC. Ihr solltet mal sehen, wie viele Thais auf KFC, Mc Donald’s & Co. stehen! Man bemerke, wir waren immer noch die einzigen Touristen. Natürlich musste mich auch wieder gleich jemand ansprechen „Where are you from“. Jaja… Und so gönnten wir uns zum Frühstück hot & spicy Chicken Wings. Und wenn die Thais sagen hot & spicy, dann meinen sie das auch. Ich hab noch niemals in meinem Leben etwas so SCHARFES gegessen!!! Selbst noch, als ich die Panade abgemacht habe. Mein Mund hat es mir gedankt *brenn*.
Am gleichen Tag buchten wir für Montag eine Fahrt mit dem Pick-up zum Pier und die Überfahrt nach Ko Tao, der nächstgelegenen Insel. Das hat uns zusammen 550 Bath (11 Euro) gekostet. Abgeholt hat uns kein Pick-up, sondern ein schicker Reisebus. Als wir uns nach längerer Fahrt dem Pier näherten und zum ersten Mal, seit wir in Thailand waren, das Meer und den Strand gesehen haben, waren wir wahnsinnig aufgeregt und glücklich. Das war echt ein Traum!
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